Dassault Systèmes Solidworks hat einen neuen Director Eurocentral – Customer Role Experience. Jeroen Buring kommt aus den eigenen Dassault Systèmes Reihen und bringt daher eine große Expertise mit. Wir haben den leidenschaftlichen „Digitalisten“ zu seiner neuen Rolle bei Solidworks befragt. 

Solidworks Jeroen Buring 1

 

Inhalt | Fragen an Jeroen Buring


Der einstige Webmaster, der bereits zu Beginn seiner Karriere die allerersten Webseiten bei Hewlett Packard aufgebaut hat, berichtet zudem u. a. über die erste digitale 3DExperience World, die Covid-19 Produktveränderungen und wie er die Zukunft sieht. Das Interview wurde am 1. März 2021 gegeben.

Jeroen Buring und seine Ziele 

Seit November letzten Jahres sind Sie neuer Director Eurocentral – Customer Role Experience. Was möchten Sie in dieser neuen Position erreichen und welche Rolle spielen Sie bei Dassault Systèmes?

Ich bin ja schon seit 2008 bei Dassault Systèmes und habe meinen Vorgänger Uwe Burk tatkräftig dabei unterstützt, seine verschiedenen Strategien erfolgreich umzusetzen. An diesen Erfolgen wie steigenden Wachstumskursen, Aufbau von Marktsegmenten und Realisierung von Zugewinnen möchte ich auch gar nicht so viel ändern. Wir sehen jetzt allerdings, nicht zuletzt wegen der Covid-19 Pandemie, dass die Cloud-Technologien wieder in den Vordergrund der Bedarfe am Markt rücken. In den letzten Jahren hatte das eher weniger eine Rolle gespielt.

Solidworks Cloud


Ich sehe meine Rolle daher auch darin, die Umsetzung dieses Ecosystems in seiner ganzen Bandbreite zu begleiten. Es kommen Kunden, welche die Cloud bevorzugen, weil sie vielleicht schon gehackt worden sind, andere möchten die Systeme auf der eigenen Infrastruktur haben. Dann gibt es vorsichtige Kunden, kleine Unternehmen und Mittelständler: Ich möchte, dass unser gesamtes Solidworks Team alle Bedürfnisse unterstützt, damit jeder Kunde für sich die jeweils optimale Lösung findet. Inzwischen ist die Infrastruktur vielerorts besser geworden. Das spielt uns natürlich in die unsere ‚Strategie-Hände‘, weil Solidworks vor dem Hintergrund der digitalen Transformation in die Cloud-Plattform-Systeme investiert hat in den letzten Jahren.

Welche Marktsegmente haben Sie denn besonders im Fokus?

Für den Maschinenbau bietet Solidworks ja schon ein großes, maßgeschneidertes Portfolio sowohl für die Serie als auch für den Sondermaschinenbau. In 2020 sind Corona bedingt sehr stark die Bereiche Home und Lifestyle hinzugekommen. Vom wunderbaren Peloton bis hin zu Wohnmobilen gibt es hier viele extrem wachsende Produktportfolios. Interessant zu sehen ist auch, wie sich Industrien jetzt vermischen. Der Anlagenbauer baut seine Technik in ein Gebäude ein, zum Fernseher gesellt sich plötzlich ein Fahrrad und so weiter.

Resümee der ersten virtuellen 3DExperience World

Anfang Februar hat Solidworks die erste virtuelle 3DExperience World veranstaltet. Wie ist das Resümee?

Solidworks ManagementIch persönlich habe die Menschen vermisst. Andererseits hat dieses Format 37.000 Leute erreicht. Die finden in keiner realen Halle Platz. Aus Europa kam früher zu den Präsenzveranstaltungen immer nur eine kleine Gruppe von 70 bis 100 Leuten nach Amerika. Jetzt waren zum Beispiel 1700 Europäer aus dem Vertriebsgebiet das ich verantworte (D, AT, CH, CZ, HU, SK, POL) beteiligt. Vorteilhaft ist auch, dass man sich die Sessions nachträglich und immer wieder anschauen kann. Dennoch hat man dabei nicht die gleiche Konzentration. Alles in allem war dieses erste digitale Anwendertreffen ein voller Erfolg.

Das Motto lautete Freedom to create? Was möchte Solidworks damit auf den Weg bringen? 

Mit Freedom to create meinen wir die Freiheit zu wählen, auf welche Art und Weise die Entwicklung stattfindet. Arbeiten im Homeoffice, im Unternehmen, von unterwegs, von wo auch immer möchte Solidworks den kompletten Zugriff auf alle Daten in der Cloud zuverlässig ermöglichen. Auch die Lizenz Modelle sollen hier viel Freiraum bieten. Vor diesem Hintergrund hat Solidworks auch viele Cloud Themen auf der 3DExprience World präsentiert.

Wie weit sind Sie auf dem Weg der Industrie-Renaissance, den Sie vor etwa vier Jahren eingeleitet haben?

Bei der Industrie-Renaissance geht es darum, neue Geschäftsmodelle zu unterstützen. Das Erfinden von neuen Geschäftsmodellen benötigt Informationsbeschaffung und da stehen auch Menschen im Mittelpunkt, um die Erfindung von neuen Geschäftsmodellen zu realisieren. Beispielsweise ist das Verkaufen von einer Leistung statt einem Produkt zu sehen. Damit Solidworks solche Erfindungsprozesse digital noch besser unterstützt, gab es auf der 3DExperience World eine ganze Menge an intellektuellen Themen für diese Art von Lösungen.

Ein Thema ist Business Intelligence mit Hilfe von Big Data im Internet, dessen Vorteil sich sehr schön anhand eines Beispiels erklären lässt: Ein Konstrukteur entwickelt eine Innovation, die möglicherweise für ein Patent geeignet ist. Früher hat der Konstrukteur aufwendig und lange recherchieren müssen, ob es bereits ein Patent gibt. Heute kann man sich diese Information über die Business Analyst Rolle auf der Basis von Netvibes Technologie automatisch beschaffen und auch sehen, welche Patente es zu ähnlichen Produkten bereits gibt.

Solche Informationen an die Hand von Menschen zu geben, da ist Solidworks in der Technologie sehr weit vorangeschritten. An diesem Beispiel sieht man, dass der Einsatz von Business Intelligence innerhalb von Entwicklung und Produktion einen sehr großen Stellenwert bei der Auswahl künftiger Systeme oder Dienste haben wird. Auch wenn wir hier aber schon sehr weit fortgeschritten sind, findet das Thema noch keine flächendeckende Akzeptanz.  

 

Ein zweites Thema ist das Plattform-Denken. Fast alle großen Systemhäuser der Welt sind hier unterwegs. Auch unsere Kunden verkaufen heute zunehmend Leistungen zu ihren Produkten. Hier müssen die Entwickler umdenken, alles wird ein bisschen smarter, es kommt sehr viel Elektronik hinzu. Unter diesem Aspekt gewinnen die Produkte an Know-how. Bestenfalls werden sie wie das Beispiel Peloton millionenfach bestellt, wenn zwei Technologien zusammenkommen und ein gewisse Coolness dargestellt werden kann.

DS Solidworks und die Corona Krise

Welchen Einfluss hat die Covid-19 Pandemie auf die Entwicklung Ihrer Produkte genommen?

Solidworks hat stark priorisiert, wie wir unseren Kunden in dieser Zeit helfen können. Wie können wir sie zum Beispiel mit Virtualisierung unterstützen. Solidworks hat neue Produkte wie bspw. unsere Webbrowser basierte XDesign Rollen auf unsere 3DExperience Plattform entwickelt, die ohne großen Installationsaufwand überall einsetzbar sind. Existierende Produkte haben wir dahingehend in der LAN/WAN-Performance verbessert, so dass sie im Homeoffice zuverlässig einsetzbar sind. Das hat einiges an Entwicklung und Zeit gekostet.

Wie wird sich diese Entwicklung nach der Pandemie fortsetzen?

Das ist eine schwierige Frage: Die Produktentwickler waren es bisher gewöhnt, bei ihrer Arbeit nebeneinander zu sitzen und sich so jeder Zeit auszutauschen zu können. Die Entwickler haben im letzten Jahr gelernt, dass es auch anders geht mit Cloud, virtuelle Konferenzen & Co. sind sie bestens zurechtgekommen. Ich habe mit einigen Entwicklungsleitern gesprochen, die sagen, sie werden nach dieser Zeit bei zwei oder drei Tagen Homeoffice in der Woche bleiben. Für uns heißt das, dass Solidworks mit seinen CAD Produkten diese Mobilität auch langfristig ermöglichen muss.

Über was würde Sie sich businesstechnisch freuen, was liegt Ihnen am Herzen?

Ich würde mich freuen, wenn der Innovationsgeist der Start-ups ein bisschen mehr in die etablierten Unternehmen einziehen würde. Ich pushe das selber ein wenig bei jedem Gespräch mit unseren Kunden und wir arbeiten mit sehr vielen interessanten Start-ups zusammen. Die sind einfach schneller als die alt eingesessenen Firmen, sie denken offener und probieren neue Dinge aus. Diese Denke und diesen Freigeist sehe ich auch im „Freedom to create“ Motto der 3DExperience World. 


Soliworks stellt aus auf der Hannover Messe 2021.

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Angela Struck

Angela Struck ist Chefredakteurin des developmentscouts und freie Journalistin sowie Geschäftsführerin der Presse Service Büro GbR in Ried.