Im Jahr 2022 feiert Mayr Antriebstechnik sein 125-jähriges Bestehen. Ein Blick in die Firmengeschichte des Familienunternehmens zeigt, dass seine Stabilitätspolitik ein zentraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist. In ihr gelten die Werte Zuverlässigkeit und Sicherheit mehr, als dass sie nur ein Werbeslogan sind. Lesen Sie, wie das Allgäuer Unternehmen zum Globalplayer wurde.
Im Jahr 2022 feiert Mayr Antriebstechnik sein 125-jähriges Bestehen. Ein Blick in die Firmengeschichte des Familienunternehmens zeigt, dass seine Stabilitätspolitik ein zentraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist. In ihr gelten die Werte Zuverlässigkeit und Sicherheit mehr, als dass sie nur ein Werbeslogan sind.
Tag für Tag sichern Kupplungen und Bremsen die Bewegungen in Maschinen weltweit. Hier muss die Qualität stimmen, weil Sicherheitsbremsen und Sicherheitskupplungen in Maschinen und Anlagen zuverlässig Personen und Material sichern und schützen müssen. Diese Antriebselemente müssen im Notfall Bewegungen blitzschnell und präzise unterbrechen, bis zum Stillstand abbremsen oder bestimmte Positionen millimetergenau halten.
04.08.2022 | Das 125-jährige Bestehen wurde im Juli 2022 mit einem großen Festakt und anschließendem Familienfest gebührend gefeiert. Geladen waren die Mitarbeitenden vom Standort Mauerstetten und ihre Familien, Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Vertreter aller Mayr-Niederlassungen und Vertretungen weltweit.
„Im Allgäu verwurzelt und in der ganzen Welt zuhause“, so beschreibt Ferdinand Mayr, CEO und Geschäftsführender Gesellschafter gern das Familienunternehmen. Geschäftsführer Günther Klingler sprach von einem stolzen Jubiläum, weil sich aus einer kleinen Mühlschreinerei ein krisenfestes, stabiles und international erfolgreiches Unternehmen entwickelt habe. Dabei sei das „Wir-Mayr“ jeden Tag greifbar. Mit einem digitalen Streifzug rund um den Globus überbrachten alle acht Niederlassungen in Europa, Asien und den USA ihre Geburtstags-Glückwünsche.
Gastredner Karl Haeusgen, Präsident des VDMA, zeigte sich beeindruckt von der langen Geschichte des Familienunternehmens. Er betonte: „Wer heute bei Mayr durch die Tür läuft, sieht ein Unternehmen, das im Hier und Jetzt lebt. Moderne Architektur, top-technologische Produktion, innovative Produkte und Lösungen, edge of technology.“ Der vermeintliche Widerspruch zwischen gelebter Tradition und gelebter Fortschrittlichkeit werde aufgelöst, so Haeusgen.
Das Unternehmen Mayr Antriebstechnik wird bereits in der fünften Generation geführt. Seit Ende 2018 leitet Ferdinand Mayr den Betrieb zusammen mit seinem Großvater Fritz Mayr und Günther Klingler. Herr Klingler trat 1980 in das Familienunternehmen ein und wurde 1991 in die Geschäftsleitung berufen. Seit 2006 ist er Geschäftsführer. In diesem Jahr hat er die Position des CEO an Ferdinand Mayr übergeben und wird in 2023 seinen wohlverdienten Ruhestand antreten.
Karl Haeusgen bezeichnete Günther Klingler als großen Glücksfall, der mit Loyalität und Traditionsbewusstsein sowie Professionalität und Selbstbewusstsein das Unternehmen mitgestaltet und geführt habe. „Großvater, Manager, Enkel: Drei Menschen, die sich souverän vertrauen und damit alles gut für die Zukunft als professionelles, traditionsreiches und zugleich modernes Familienunternehmen vorbereitet haben.“ Seit dem 1. Mai 2022 komplettiert der langjährige Leiter Finanzen und Personal, Christian Illig, die Geschäftsführung in der Position des CFO.
Einen Einblick in die Familie hinter dem Unternehmen gab Korbinian Mayr-Kennerknecht, freier Autor, Schriftsteller und Bruder von Ferdinand Mayr. Er stellte seine Firmenchronik „Hidden Champion – Von der Mühlschreinerei zum Weltmarktführer“ vor. Dabei verwies er auf das „Mindset“ von Firmengründer Christian Mayr, seinem Ur-Ur-Großvater und seines Großvaters Fritz Mayr: Die richtigen Fragen stellen, Dinge zu lassen, manchmal auch „Nein“ sagen und Gestaltungsräume lassen. Unterstützt wurde er bei der Recherche für das Buch auch von ehemaligen Mayr-Mitarbeitenden wie der Ruheständlerin Monika Haug mit 48 Jahren Betriebszugehörigkeit.
Christian Illig erklärte die Mitarbeiter ganz vertraut als wertvollstes Gut und wohl wichtigsten Erfolgsfaktor im Unternehmen. Korbinian Mayr-Kennerknecht machte deutlich, dass sein Großvater Fritz Mayr schließlich den Wandel vom Handwerksbetrieb hin zum Industriebetrieb eingeleitet und der Firma so zu ihrem heutigen Stellenwert verholfen habe als international agierenden Weltmarktführer mit über 1350 Mitarbeitenden. Emotional wurde es, als Seniorchef Fritz Mayr (96) trotz Trubel und der Hitze überraschend im Festzelt erschien. Die Belegschaft und Gäste empfingen den Mann, der den Grundstein des heutigen Erfolgs gelegt hat, begeistert mit Standing Ovations.
Ferdinand Mayr richtete in seiner Rede den Blick auf die Zukunft, welche er als Potenzialfeld beschrieb. Ein Plan helfe zwar, um in die gleiche Richtung zu schreiten. Aber final planbar ist nichts, wenn er auf solch unvorhergesehene Ereignisse wie Corona oder den Krieg in der Ukraine zurückblicke. Er betont: „Ich möchte dafür werben, unser Tun im Heute ‚selbstbewusst‘ zu tun, um morgen nicht eine Zukunft zu haben, die keiner wollte. Acht Auszubildende trugen als Stellvertretende für die Zukunft des Unternehmens anschließend ihre Wünsche vor. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von der Mayr-Musikkapelle unter Leitung von Richard Neuhauser.
Mit seiner kompromisslosen Qualität vom Angebot bis hin zum After-Sales-Service vor Ort hat sich der Antriebsspezialist vom einfachen kleinen Handwerksbetrieb zum weltweiten Marktführer in der mechanischen Antriebstechnik entwickelt. Im Jahr 1897 hat Christian Mayr, seines Zeichens Ur-Ur-Großvater des heutigen geschäftsführenden Gesellschafters Ferdinand Mayr, den Betrieb als Mühlschreinerei in Kaufbeuren gegründet. Er reparierte Sägewerke und Mühlen und stellte dafür Bauteile wie Antriebsräder, Kammräder, Transmissionen und Mühlräder her. Damit konnte die Wasserkraft direkt als Antriebsenergie verwendet werden.
Fritz Mayr stieg 1956 in dritter Generation in den Familienbetrieb ein. Die Entwicklung der Sicherheitskupplung gilt als Durchbruch im Bereich der Antriebstechnik. Drehmomentbegrenzer gab es damals bereits auf dem Markt. Doch Fritz Mayr stellte sich etwas anderes unter einer hochwertigen Kupplung vor. Mit Sicherheitskupplungen für Gehäuselüfter gelang ein erfolgreiches Debüt.
1973 zog das Unternehmen an den heutigen Firmensitz Mauerstetten um, weil der Platz in Kaufbeuren an seine Grenzen geriet. Inzwischen erstreckt sich das Firmengelände auf einer Fläche von rund 33.000 m², auf der 700 Beschäftigte ihrer Arbeit nachgehen.
Seit den 1960er Jahren ist die Firma international ausgerichtet, es sorgen Vertretungen und Niederlassungen in immer mehr Ländern für ein Präsenz vor Ort. Die Produktion wurde international mit der Gründung eines Werkes in Polen 1994 und einem Werk in China 2004. Im Jahr 1997 startete die Firma mit Entwicklungen für die Aufzugsbranche, in der heute die Marktführerschaft bei Aufzugsbremsen erreicht ist. Zahlreiche Patente, Industrie 4.0 Produkte, die durchgängige Vernetzung in der Produktion und die Digitalisierung sind aktuell die großen Herausforderungen in der Antriebstechnik. Diesen Herausforderungen stellt sich der Antriebsspezialist mit innovativen Lösungen wie dem Roba Brake-checker, der die totale Vernetzung der bestehenden Antriebswelt ermöglicht.
Die Ausrichtung als Familienunternehmen ist etwas Besonderes. „Wir betrachten unser Unternehmen mit allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen als gewachsene Mayr-Familie“, erklärt Ferdinand Mayr. „Für uns als Inhaberfamilie ist es wichtig, vor Ort im Unternehmen da zu sein, mitzugestalten und unsere gelebten Werte umzusetzen. Das schafft Konstanz und Zuverlässigkeit. Unsere Kunden, aber auch unsere Mitarbeiter weltweit können sich darauf verlassen.“
Metallbalgkupplung | Neuheiten, Einsatzfälle und Besonderheiten
Fritz Mayr ergänzt: „Tradition und Innovation sind die tragenden Säulen, die seit Generationen unsere Stabilität garantieren. In einer Welt, die immer schnelllebiger und unsicherer wird, bedeuteten dies Zuverlässigkeit und langfristige Sicherheit. Sicherheit für die Arbeitsplätze auf der einen Seite, aber unsere Produkte verkörpern natürlich auch Sicherheit. Sicherheit prägt uns sozusagen nicht nur im Denken, sondern auch im Tun.“
So hat Mayr-Antriebstechnik trotz Krise in den vergangenen Jahren kräftig in den Stammsitz in Mauerstetten investiert und mehrere Neubauten realisiert. Damit untermauert das Familienunternehmen seine Stabilitätspolitik und das Bekenntnis zum Standort. „Wir setzen langfristig auf eine stabile und nachhaltige Standortsicherung im Allgäu. Dafür setzen wir die erwirtschafteten Gewinne ein mit dem Ziel, Voraussetzungen und Gestaltungsraum für eine erfolgreiche Zukunft zu schaffen", betont Ferdinand Mayr. "Konkret heißt das: moderne Arbeitsplätze, Digitalisierung, Automatisierungen und nachhaltige Produktion als Vorleistung für den Produktionsstandort Deutschland.“
Simone Dauer ist Leiterin Marketing und Kommunikation bei der Chr. Mayr GmbH + Co. KG, Mauerstetten.