Es ist ein Megatrend, dass die Medizintechnik aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung in den nächsten Jahren ebenfalls stark wachsen wird. Um den Bedarf decken zu können, muss sie massiv automatisiert werden. Gimatic bietet hierfür mechatronische Greifer und innerhalb der Barnes Group jede Menge Know-how. TG Ritter komplettiert die Medtec Pharma Kompetenz.
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Die Medizintechnik verändert sich: In der dritten Welt sind heute nur wenige Menschen versorgt. In der zweiten Welt hat etwa nur die Hälfte der Bevölkerung Zugriff auf medizinische Versorgung und Medikamente. Hingegen wird die Medizintechnik für die erste Welt ständig verbessert. Besonders die Herstellung von Individual-Medikation nimmt hier stetig zu.
Medizintechnische Anlagen gibt es in mehr Varianten, Losgrößen werden kleiner und die Innovationszyklen kürzer. Das etablierte Track & Trace in der Herstellung von Pharmazeutika wird bald auch in die Produktion medizintechnischer Komponenten einziehen. Gimatic bietet als führender Hersteller kundenspezifischer Greiferlösungen eine geballte Kompetenz. Die Medizintechnik 4.0 kann kommen.
Die Gimatic Gruppe ist Mitglied der amerikanischen Barnes Inc. und hat Zugriff auf ein Netzwerk mit anderen Firmen der Gruppe. So gehört zu Barnes zum Beispiel auch die Otto Männer GmbH in Balingen am Kaiserstuhl, Spezialist für Präzisionsformen und Nadelverschluss-Heißkanalsysteme.
Diese kommen für hochwertige Kunststoffteile aus dem Spritzgießverfahren zum Einsatz. Otto Männer beliefert große Hersteller der Medizintechnik und Pharmaindustrie.
Diese Vakuumgreifer handeln einfach alles
Gimatic und Otto Männer arbeiten an etlichen gemeinsamen Projekten von Malta über Taiwan bis nach China verteilt. Das Netzwerk innerhalb der Barnes Gruppe erstreckt sich über den Informationsfluss von der Werkzeugerstellung bis hin zur Schnittstelle Greifer – und zwar schnell und direkt.
Der Gimatic Geschäftsführer Johannes Lörcher ist zudem Inhaber der TG Ritter Spezialmaschinen GmbH. Der Spezialist berät und vermittelt seit 1958 sehr komplexe Produktionsanlagen in der pharmazeutischen Industrie. Der Pharma Ingenieur schult bei Gimatic die Mitarbeiter in Sachen Vorschriften und Regularien. Dabei erfahren sie, wie die Kunden der Branche ticken.
Die italienische Gimatic Gruppe hat sich in den letzten Jahren vom Komponenten- zum Systemlieferanten entwickelt. Die deutschen Gimatic Vertrieb GmbH in Hechingen hat innerhalb der Gruppe eine umfangreiche Kompetenz im Systembau für Greifer Systeme für die zunehmende Automation in der Industrie 4.0 aufgebaut.
In Hechingen entstehen Greifer Lösungen zur automatisierten Entnahme von Spritzlingen aus Spritzgussformen. Die hohe Fertigungstiefe sorgt für die dort eingebauten pneumatischen und mechatronischen Komponenten, Sensoren, Sensorboxen bis hin zu I/O Link Schnittstellen aus einer Hand.
Für das Monitoring und Speichern der Greifer Daten wie Zeichnungen, Stücklisten steht eine NFC RFID Technologie zur Verfügung. Über die eigene oder die Kunden-Cloud lassen sich so global Produktionsdaten abrufen.
Gimatic liefert für die Laborautomation kundenspezifische Komponenten in größeren Stückzahlen. Als Basis für solche Projekte dienen Serienprodukte, die auf die Anwendung zugeschnitten werden. Das betrifft beispielsweise technischen Änderungen der Funktion oder Anpassungen an Schnittstellen, Farbe, Beschriftung etc.
Gimatic bietet auch ein sehr breit aufgestelltes Greifer und Mechatronik Portfolio zur Handhabung und Entnahme von Kunststoffteilen aus Spritzgussmaschinen. Vom Standardgreifer über den kundenspezifischen Greifer bis hin zur Entwicklungspartnerschaft ist im Hause Gimatic alles möglich.
Gleichstrommotor und andere Antriebe für die Medizintechnik
Diese Flexibilität veranschaulicht eine Robotikanwendung aus Japan. Ein GMP Greifer kommt zur Herstellung von Individualmedizin zur Krebsbehandlung zum Einsatz. Der Roboter selektiert aus einem Spektrum an Pharmazeutika die spezifische Indikation für den Patienten. Danach wird er gereinigt und stellt die nächste Indikation zusammen. Das Video zeigt die Umsetzung in einem Denso Roboter.
Zusammen mit Otto Männer setzt Gimatic eine weitere anspruchsvolle Anwendung um: Greifer zur Entnahme von Kunststoffteilen aus Spritzgussformen, die über Mehrkavitäten verfügen. Sie entnehmen z. B. Inhalatoren, Home Car, Drug delivery Solutions, Hospital Produkte oder Pipetten-Racks.
Die hohe Kavität der Formen ist hier die Herausforderung. Solche Formen erhöhen das Gewicht des Greifers. Weil oft aber für diese Anwendungen nur kleine Roboter mit geringer Nutzlast eingesetzt werden, muss auf Leichtbau geachtet werden.
Formen mit hohen Kavitäten haben einen ausladenden Bauraum. Deshalb muss die Position der Komponenten auf die Abstände der Nester in den verschiedenen thermischen Zuständen optimiert werden. Ein enger Austausch mit dem Hersteller der Form ist hier unabdinglich. Die Schnittstellen und Störkonturen zwischen Robotergreifer und Spritzgussform werden von Beginn der Entwicklung an gemeinsam betrachtet.
Das Angebot für solche Greifer umfasst kleine 2-fach oder 2+2 Formen bis sehr große Ausführungen. Aktuell läuft ein Projekt mit 94 Kavitäten in Dimensionen von 1000 x 1000 mm.
Es gibt auch Anwendungen, in denen 16, 32 oder noch mehr Bauteile auf einmal herauszunehmen sind. Jedes Formteil wird über eine Sensorik einzeln abgefragt und ab dem Zeitpunkt der Entnahme getrackt. Die Drucksensorik und Steuerungen kommen von Priamus, einer Schwesterfirma. Die Sensoren erkennen und selektieren Schlechtteile direkt im Werkzeug. Die Info wird an den Greifer weitergegeben, der die Schlechtteile aussortieren kann.
Zum Status der Komponenten kommt häufig der neue 3 Punktsensor Pross von Gimatic zum Einsatz. Über ihn lassen sich drei Greifer Stellungen abfragen. Das erhöht die Abfrageoptionen bei gleichem Gewicht und Bauraum.
Wie groß ist der Anteil Medizintechnik – Pharmaindustrie am Gesamtgeschäft bei Gimatic?
Das MED-Pharma Geschäft ist noch gering, Tendenz wachsend und inzwischen sehr spürbar.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Coronakrise auf die MED/Pharma Branche allgemein ein und wie betreffen diese Gimatic?
Wir sind froh, dass die Corona-Pandemie sich eher positiv auf unser Geschäft in dieser Branche auswirkt. Das kompensiert ein wenig die Auftragslage im Bereich Werkzeugmaschinen. Hier trifft uns der Abschwung allerding viel weniger als andere Zulieferer, von denen sich manche im freien Fall befinden.
Sie sind Geschäftsführer bei Gimatic und Inhaber der TG Ritter Spezialmaschinen GmbH? Wie schaffen Sie diesen Spagat, zwei Unternehmen zu leiten?
Das geht sehr gut. Die TGR ist eine kleine Agentur, welche für seine Dienste eine Provision erhält. Die Mitarbeiter sind Spezialisten mit einem sehr hohen Niveau und arbeiten sehr selbstständig. Wir stimmen uns regelmäßig ab. Ich halte ebenfalls zu großen Kunden und Partnern regelmäßig Kontakt. So habe ich mir über die Jahre ein gutes, solides, medizintechnisches Halbwissen über Vorschriften, GMP usw. angeeignet, welches mir wiederum bei Gimatic zu Gute kommt.
Und gibt es auch eine geschäftliche Schnittmenge zwischen Gimatic und Ritter?
Die gibt es in der Tat. Zum Beispiel ist eine unsere Partnerfirmen die Brevetti CEA mit Sitz in Vicenza/Italien. Der Spezialist in der visuellen Inspektion ist inzwischen ein Gimatic Top-Kunde – im Übrigen mit einem kundenspezifischen Sonderprodukt.
Greifer | pneumatische + elektrische diverser Hersteller
Angela Struck ist Chefredakteurin des developmentscouts und freie Journalistin sowie Geschäftsführerin der Presse Service Büro GbR in Ried.