In einer Fertigung von der Größe und Spezialisierung wie bei Stihl müssen die Anlagenbetreiber und Instandhalter den Überblick behalten. Dabei vergeuden sie schon lange keine Zeit mehr mit der Suche nach Softwareversionen oder Anlagendokumentationen. Denn seit 2009 erledigt das die Versions- und Datenmanagementsoftware Versiondog von Auvesy für die 3000 Anlagen des Profi-Werkzeugspezialisten.
Die Instandhaltung bei Stihl ist zweiteilig organisiert. Jeder Produktionsbereich hat seine Instandhalter-Teams, die mit sehr guter Anlagenkenntnis das Tagesgeschäft betreuen. Übergeordnet gibt es einen zentralen Instandhalter-Pool mit Spezialisten, welche die Teams vor Ort unterstützen, wenn es zeitlich eng wird oder spezielles Know-how gefragt ist. Dabei können sich die Instandhalter der Werke in Waiblingen und Ludwigsburg einfach miteinander austauschen. Die Instandhalter in der Schweiz, den USA, Brasilien oder China tauschen sich zwar weniger häufig, aber nicht weniger intensiv aus, beispielsweise in Workshops oder durch die Mitarbeiter des hauseigenen Betriebsmittelbaus.
Dieser hauseigene Betriebsmittelbau entwickelt und realisiert Fertigungsmittel und Anlagen für die einzelnen in- und ausländischen Werke. Das ist einer der Wettbewerbsvorteile von Stihl. „Im Betrieb hat es den unschätzbaren Vorteil, dass der Anlagenbauer im Haus und daher schnell verfügbar ist“, sagt Thomas Ruppmann, Elektrokonstruktion bei Stihl und weiter: „Wenn wir eine Anlage bauen, wir ein Maschinenleben lang in der Verantwortung. Daher haben wir schon bei der Planung und beim Bau ein Interesse an einer hochwertigen Anlage, die wenig Probleme bereitet.“
Thomas Ruppmann ist Versiondog-User der ersten Stunde: „Wir machen zu zweit die Benutzerverwaltung, legen die Backup-Jobs an und schauen, dass das System läuft.“ Unterstützung bekommen sie dabei von der zentralen IT, die auch die Netzwerkinfrastruktur und den Server zur Verfügung stellt.
Der Elektrokonstrukteur hat schon mit dem Vorgängerprodukt „Versionworks“ gearbeitet und begleitete den Umstieg auf Versiondog. Seine Erfahrung mit der Auvesy-Software beschreibt er so: „Dieses komfortable und einfach zu bedienende Tool erleichtert uns die tägliche Arbeit.“
„Zu Beginn des Sicherungszeitalters sei die Datenverwaltung noch kein Problem gewesen, zumindest, wenn es um die Suche nach der aktuellsten Softwareversion ging“, so Thomas Ruppmann. Damals habe es sehr voluminöse Programmiergeräte gegeben, die auf eigenen Wagen in die Fertigung gefahren wurden. „Da war klar, wo die Daten sind“, erinnert er sich. Mit Beginn der Datensicherung auf Diskette, erst recht mit den USB-Sticks, sei das schon schwieriger gewesen. Es bestand das Risiko, Datenträger zu verlieren. Dennoch seien die Fertigung und das Produktionsumfeld immer gut organisiert gewesen.
Daher sei der Grund für die Einführung von Versiondog im Jahr 2009 nicht so sehr der Leidensdruck bei der Suche nach der jeweils aktuellen Softwareversion gewesen, sondern vielmehr das Bestreben, Prozesse zu optimieren: „Wir wollten auch an dieser Stelle besser werden.“ Nach und nach wurden alle Anlagen und Bereiche der Produktion in Versiondog implementiert. Heute sind es etwa 220 User, die bei Stihl am Stammsitz in Waiblingen mit der Software arbeiten. Dabei geht es gar nicht nur um die Fertigung selbst, auch die Gebäudetechnik arbeitet damit: Schaltpläne sind ebenso abgelegt wie Programme zur Lüftungs- oder Lichtsteuerung. Darüber hinaus legen die Verantwortlichen für die Qualitätssicherung Prüfvorschriften ab.
Die Anforderungen an diese Bereiche sind differenziert, entsprechend unterschiedlich sind die Zugriffsrechte vergeben. Denn das Facility Management braucht andere Informationen als die Fertigung. Daher ist es wichtig, dass mit Versiondog die Vergabe unterschiedlicher Zugriffsrechte möglich ist. Besonders restriktiv werden die Zugriffsrechte im Betriebsmittelbau gehandhabt, vor allem wenn es um Know-how-trächtige Anlagen geht. Daher komme Versiondog nicht erst in der laufenden Anlage zum Einsatz: „Wir nutzen das System im Betriebsmittelbau schon bei der Anlagenerstellung, um Zwischenstände zu archivieren“, kommentiert Thomas Ruppmann. Manchmal stelle sich im Laufe der Inbetriebnahme heraus, dass ein Abschnitt neu programmiert werden müsse. Dann sei es vorteilhaft, wenn auf eine Vorgängerversion zurückgegriffen werden könne.
„Auf jeden Fall haben wir ein Tool, mit dem wir an Ort und Stelle auf alle erforderlichen Informationen über die Anlage zugreifen können. Dieser schnelle Zugriff reduziert oft auch die Stillstands-Zeiten einer Anlage“, bemerkt Thomas Ruppermann. Mit Hilfe eines flächendeckenden WLANs sind über Versiondog die Programmstände der jeweiligen SPS sowie elektrische und pneumatische Schaltpläne (Quicktipps) in allen Produktionsbereichen vor Ort verfügbar – also Einstellhinweise oder Unterlagen mehr oder weniger exotischer Baugruppen.
Gestartet hatte man das Versiondog Projekt ganz klassisch mit der Sicherung von SPS-Software. Je sicherer die Handhabung und Bedienung, desto mehr Möglichkeiten hätten sich den Anwendern gezeigt. Sehr geschätzt werde auch, dass die benötigten Editoren integriert seien und in gewohnter Umgebung gearbeitet werden könne. „Wir mussten lediglich die Verzeichnis- bzw. Ablagestruktur definieren. Vom System her war kein Programmieraufwand notwendig“, blickt Thomas Ruppmann zurück.
Inzwischen sind in allen deutschen Stihl-Werken rund 3000 Anlagen in Versiondog archiviert, in der Summe sind das zirka 7600 Komponenten. Als Standard wurden für jede Anlage drei Komponenten definiert: Steuerungsprogramm, Schaltpläne und Dokumentation. Bei Bedarf lassen sich die Komponenten weiter mit Unterverzeichnissen strukturieren oder durch Komponenten für eine Roboter- oder Schraubersteuerung ergänzen. Unter Dokumentation können sich vielerlei Informationen verbergen: PDF-Dokumente ebenso wie Exceltabellen, im Grunde alles, was (steuerungstechnisch) als Dateiformat vorkommen kann. Seit Beginn der Datenaufzeichnung sind insgesamt über 46.000 Versionen im Archiv gespeichert. Der Speicherbedarf auf dem Server beträgt nicht einmal 1,5 GB.
Man könnte die Frage stellen, ob es bei derart vollgepackten Verzeichnissen nicht störend lange Prozesse beim Arbeiten gibt, welche die schnelle Wiederinbetriebnahme nach einem Stillstand verzögen. Die Antwort lautet: „Nein, denn um Zeit zu sparen, wird bei Stihl standardmäßig immer nur die letzte Version heruntergeladen. Außerdem“, so Ruppmann, „geht zum Beispiel ein Vergleich von einer S7-Einheit sehr schnell.“
Mit dem webbasierten Anlagenstatus als Versiondog-Feature lassen sich aktuelle Zusatzinformationen wie installierte Firmware, MLFB-Nummern, Force-Werte, Speicherauslastung oder Zykluszeitüberschreitungen anzeigen und lokalisieren. Das werde bei Stihl derzeit allerdings noch nicht genutzt. Bei der großen Komponentenanzahl klingt die Lösung für Thomas Ruppmann jedoch sehr interessant: „Gerne nutzen wir die Möglichkeit, den Anlagenstatus einmal zu testen.“
Die Anlagen werden bei Stihl täglich gesichert, damit stets die aktuellen Produktionsdaten vorliegen. Zusätzlich ermöglichen die Backups, unbeabsichtigte Änderungen zu detektieren. Sie laufen im Hintergrund und müssen nicht gezielt beobachtet werden. Bei Auffälligkeiten wird sofort jemand aus dem zuständigen Team per E-Mail benachrichtigt.
Zur qualitätsorientierten Arbeit gehört es bei Stihl, auch bei der Datenmanagementsoftware mit der jeweils neuesten Version zu arbeiten. Updates werden zeitnah eingespielt. Als Prädikat will es Thomas Ruppmann hinzufügen, dass er die Service-Hotline von Auvesy nur selten in Anspruch nehmen müsse. „Das System läuft stabil und ist sehr intuitiv zu bedienen.“ Es spreche für die Qualität des Produktes, wenn man den Support nicht so häufig brauche.
Die unkomplizierte Handhabung von Versiondog schlägt sich auch im Schulungsaufwand nieder. Neue Mitarbeiter kommen schon nach kurzer Einarbeitung mit dem System zurecht und generell ist die Akzeptanz im Team sehr hoch. Laut Ruppmann sehen die Kollegen die Vorteile tagtäglich in ihrer Arbeit, da alle relevanten Daten jederzeit und überall verfügbar sind.
Zum Return on Invest sagt Herr Ruppermann: „Die Vorteile von Versiondog lassen sich nur schwer in Euro beziffern, da vor allem die weichen Faktoren den Mehrwert zeigen. Subjektiv ist es mit der Software deutlich einfacher geworden.“ Die finanzielle Einsparung sei bei der Beschaffung auch gar nicht im Vordergrund gestanden, sondern die transparente und nachvollziehbare Dokumentation. Einsparungseffekte seien ein angenehmer Nebeneffekt. „Aktuellen Softwareversion müssen nicht mehr gesucht werden, regelmäßige Backups erfolgen automatisch und das Verlustrisiko von Datenträgern ist Geschichte.“
Für Thomas Ruppmann steht fest: „Versiondog ist ein rundes Tool, das uns die Arbeit immens erleichtert. Funktionalitäten wie die Versionsvergleich sind sogar deutlich besser als die Lösungen der einzelnen Gerätehersteller. Das macht die Software von Auvesy so attraktiv.“