In der Skisaison zieht es täglich Zehntausende zum Skifahren in die Alpen. Damit sich an den Seilbahnen keine langen Warteschlangen bilden, braucht es ausfallsichere Technik. Der Seilbahn-Weltmarktführer Doppelmayr/Garaventa setzt daher für den Stationsbetrieb auf langlebige und wartungsarme Getriebemotoren von Getriebebau Nord.
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Von Ischgl in Tirol, Österreich aus erklimmt eine sogenannte Dreiseilumlaufbahn mit zwei feststehenden Tragseilen und einem umlaufenden Zugseil den Pardatschgrat. Sie überwindet 1251 Höhenmeter in weniger als 10 min. Die Höchstgeschwindigkeit von 7,5 m/s ist für den Stationsbereich natürlich viel zu schnell. Hier werden die Kabinen vom Zugseil abgekoppelt und per Reifenförderer behutsam gebremst. An der Einstiegsplattform bewegen sie sich nur noch in Schrittgeschwindigkeit.
Die Rollen an der Kabinenaufhängung liegen in der Station auf Schienen auf. Reibmodule machen nach Entkopplung vom Zugseil mit dem Reifenförderer Kontakt und sorgen für die Kraftübertragung. Segmente mit mehreren Achsen werden per Keilriemen von je einem Getriebemotor angetrieben.
Der Erbauer der Bahn ist Doppelmayr, ein Unternehmen der Doppelmayr/Garaventa Gruppe, des führenden Herstellers von Seilbahnen mit über 14.800 fertiggestellten Seilbahnprojekten in 91 Ländern. Bereits seit 2005 arbeitet das Unternehmen mit Nord Drivesystems zusammen.
Johannes Moritzhuber aus dem Bereich kuppelbare Seilbahnsysteme bei Doppelmayr erklärt: „Bei NORD können wir uns darauf verlassen, dass die Antriebe für alle Anlagentypen passen. Wir haben schon lange gute Erfahrungen mit der Firma. Nötige Ausstattungsoptionen werden flexibel implementiert, die Antriebe sind sehr zuverlässig, leise, und Nord gewährleistet eine schnelle Ersatzteilversorgung weltweit.“
In Tirol und im benachbarten Vorarlberg, bei der ebenfalls von Doppelmayr in Zusammenarbeit mit dem Antriebsspezialisten realisierten Einseilumlaufbahn am Grasjoch, werden die Kabinen nach Betriebsschluss garagiert. Über eine abschüssige Rampe werden die Kabinen in die mehrgleisige Garage unter der Talstation gefahren. Das Gewicht lastet weiter auf Laufschienen, die sowohl die Station als auch die Garage durchspannen. Es findet eine fließende Übergabe der Kabinen vom Reifenförderer zu einer Förderkette statt. Noch platzsparender ist die Beförderung in die Garage der Pardatschgratbahn per Vertikalförderer, der durch einen Hubantrieb bewegt wird. Der horizontale Transport, auch beim Befahren des Vertikalförderers, geschieht durchgängig mit Reifenförderern.
Der Seilbahnspezialist hat schon vor vielen Jahren seine Produktlinien weitgehend modularisiert. Nach wie vor wird jede Seilbahn individuell für die geographischen, geologischen und klimatischen Bedingungen am Aufstellort konfiguriert. Jedoch erlaubt die Modularisierung eine kostengünstige Projektierung und Fertigung sowie eine standardisierte Planung und Qualitätssicherung.
Bei Antrieben für den Stationsbereich hat der Hersteller komplett auf IE3-Motoren umgestellt. Dies gilt auch für die Garagierung, wo die Antriebe nicht im Dauerbetrieb arbeiten. Die erhöhte Energieeffizienzklasse IE3 ist in Europa erst seit Kurzem vorgeschrieben. Doch Doppelmayr profitierte schon vorher von der Variantenreduzierung und den speziellen Vorzügen der IE3-Motoren von Nord mit namentlich höheren thermischen und Überlastreserven sowie der Eignung für 50Hz- und 60Hz-Netze weltweit.
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Die wichtigsten Anforderungen sind eine lange Produktlebensdauer und zuverlässiger Betrieb bei Umgebungstemperaturen von -30° bis +50 °C. Moritzhuber berichtet: „Nord hat das nötige Verständnis für die Einsatzbedingungen und hat uns zum Beispiel darauf hingewiesen, dass wir mit einem anderen Schmiermittel als dem Standard für die Getriebe 5 °C mehr Temperaturtoleranz bekämen. Das ist in unseren alpinen Projekten absolut relevant und hilft, eine langlebige, wartungsarme Antriebslösung zu realisieren.“
Nord bietet Ausstattungsoptionen für einen sehr breiten Temperaturbereich und hat bei Doppelmayr Stillstandsheizungen, rostgeschützte Bremsen und eine Feuchtschutzisolation für Antriebe realisiert. Die Antriebe an den Reifenförderern arbeiten mit geringen Drehzahlen und wurden dafür mit Fremdlüftern ausgestattet: Diese sind stärker als Eigenlüfter und können nach Bedarf zugeschaltet werden, bieten also eine energiesparende Option. Zudem wurden die Lüfter von 2-poligen auf 4-polige Ausführungen umgestellt. Dadurch ließen sich die Schallemissionen im Passagierbereich deutlich senken.
Weitere Ausstattungsoptionen reduzieren unter anderem den Installations- und Instandhaltungsaufwand. Die Antriebe werden anschlussfertig mit integrierten Leistungs- und Signalsteckern geliefert. Neben der allgemeinen Vereinfachung der Wartung resultierten daraus große Einsparungen bei der Inbetriebnahme. Auch eine Luftspaltüberwachung der Bremsen hat der Antriebshersteller umgesetzt. Ein Mikroschalter meldet den Verschleiß der Bremsscheiben, stellt so die stets zuverlässige Funktion der Bremsen sicher und ermöglicht das rechtzeitige Nachstellen bzw. Auswechseln.