Toleranzhülsen lassen sich als kraftschlüssige Verbindungselemente vielseitig einsetzen, und einmal erstellte Verbindungen können im Gegensatz zum Pressen oder Kleben wieder gelöst werden. Dies gilt auch für die Drehmomentübertragung – ganz anders als zum Beispiel bei der Keil- und Presspassung, wie dieser Beitrag zeigt.
Setze ich eine Passfeder ein, muss sowohl in der Welle als auch in der Nabe eine Nut eingebracht werden. Das macht die Herstellung teurer. Was die Toleranzhülsen aber ganz besonders auszeichnet: Sie können eine festgelegte Vorspannkraft in radialer Richtung aufbringen. Damit übertragen die Toleranzhülsen über eine definierte Reibung Kräfte. Das haben wir mit einer speziellen Anwendung auf der Motek gezeigt:
Wir haben eine Toleranzhülse exemplarisch als Falldämpfer in einem Absturzsicherungssystem verbaut, welches unter anderem Industriekletterer oder Dachdecker einsetzen. Dies ist eine wirtschaftliche Alternative zu den herkömmlichen Lösungen. In der Regel ist in einem Absturzsicherungssystem ein mehrlagig vernähtes Band als Falldämpfer verbaut. Kommt es zum Absturz, reißen die Nähte auf und bremsen den Fall ab. Weil sich das Band danach nicht wiederverwenden lässt, muss der Betreiber den kompletten Bandfalldämpfer tauschen. Das ist aufwendig und teuer. Mit diesem Problem kam ein Hersteller auf uns zu.
Wir haben für diese Anwendung nun eine deutlich effizientere Lösung mit einer Toleranzhülse entwickelt. Beim Sturz gibt diese erst nach und bremst dann über die Reibung den Fall ab. Nach einmaligem Gebrauch muss die Toleranzhülse mit dem zugehörigen Einbauteil zwar auch gewechselt werden, doch das ist deutlich einfacher und preiswerter. Die Kosten für eine Toleranzhülse bewegen sich bei diesem Anwendungsfall gerade mal um die 1,20 Euro.
Toleranzhülsen lösen aber auch Herausforderungen, die sich im Zusammenhang mit Mittenversatz, Zentrierung, Schwingungen, Temperaturausdehnung, zu großen Toleranzen der Anschlusskomponenten oder auch der Drehmomentbegrenzung ergeben. Einfache Einsatzfälle ohne definierte Kraftübertragung sind unter anderem Befestigungen von Bediengriffen sowie von Armlehnen- und Federrohren bei Sitzmöbeln. Spielt die definierte Kraftübertragung eine Rolle, sind Toleranzhülsen auch in der Antriebstechnik bei Riemenscheiben, Schwung- oder Zahnrädern verbaut.
Auch in dem Bereich der Automobilindustrie werden sie eingesetzt. Beispielsweise zentriert die Toleranzhülse in einem Elektromotor einen Stator im Gehäuse und fixiert diesen gegenüber den Drehmomentkräften des Rotors. In der Regel werden beide Komponenten verklebt und nochmal nachbearbeitet. Mit der Toleranzhülse muss der Stator nur noch eingepresst werden. Das sorgt für eine deutlich schnellere Montage und eine einfachere Wartung.
Aktuell erfreuen sich Toleranzhülsen steigender Beliebtheit. Trotzdem sind sie in vielen Bereichen noch völlig unbekannt. Um das zu ändern, gehen unsere Außendienstmitarbeiter aktiv auf die Kunden zu. Dazu gehören insbesondere Hersteller von Elektromotoren. Hier sprechen wir vor allem die Konstruktionsabteilungen an und stehen beratend zur Seite. Die größte Resonanz erfahren wir über unseren Internet-Auftritt, wenn der Konstrukteur nach einer Problemlösung sucht und dann auf unser besonderes Bauteil stößt.
Passungsrechner ganz einfach online berechnen
In Sachen Anwenderberatung ist eine Herausforderung bei den Toleranzhülsen immer wieder die Einbausituation. Auf unserer Internetseite unterstützen wir sie zudem mit einem Formular, das sie bei den erforderlichen Berechnungen unterstützt. Und natürlich können sie uns jederzeit persönlich ansprechen.
Markus Kluge ist Technischer Leiter bei der Dr. Erich Tretter GmbH + Co., Rechberghausen.